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Der Garten wird geräumt
Der Permakulturgarten Weisse Rose muss zum 08.07.2020 gezwungenermaßen geräumt werden. Seit 2012 hat Karin Schönberger mit vielen Unterstützenden einen für alle Interessierten zugänglichen Garten liebevoll angelegt. 2018 kam die nicht nachvollziehbare Aufforderung zur Räumung und Abholzung des Gartens durch den Bezirk Spandau. Seitdem wird auch für den Erhalt gekämpft. Das dort angewandte Prinzip der Permakultur ist seit Jahrzehnten ein Modell des Miteinanders – nicht nur für die nachhaltige Gartennutzung, sondern auch für eine zukunftssfähige Gesellschaft.
Wir verurteilen diesen Angriff auf einen grünen Freiraum und machen wiederholt deutlich: Berlin braucht mehr Gärten!
Wir kennen diese Scheißsituation aus der Vergangenheit, als wir die Hälfte unseres Gartens wegräumen mussten. Wir solidarisieren uns mit diesem wichtigen Freiraum, Experimentierraum einer nachhaltigen, lebenswerten Stadt.
Kommt am 22.07 um 08 Uhr zur Weißen Rose und protestiert mit uns gegen die Räumung!
Rhenaniastraße 36, Berlin Spandau
Das vollständigeStatement von verschiedenen Gärten in Berlin findet ihr hier:
https://www.netzwerkurbanegaertenberlin.org/solidaritaet-mit-der-weissen-rose/
Kämpferische Grüße
Jede Eigentumswohnung hat ihren Preis!
(Text: Prachttomate)
Von Karin Schönberger:
Das Gericht hatte noch zwei Wochen mehr Zeit für die Räumung gegeben.
In drei Wochen, mit Vorerkrankungen in Coronazeiten, den Garten zu räumen wäre unmöglich gewesen, auch fünf Wochen waren eigentlich zu wenig.
Ich danke den vielen Menschen, naturnah gestaltenden Kleingärtnern, Gemeinschaftsgärtnern und anderen am umweltpolitischen Fortschritt interessierten Menschen, die geholfen hatten, die Infrastruktur zu entfernen und auch zahlreiche Pflanzen zu retten.
Die Uhrzeit des Übergabetermins um 8 Uhr morgens, nun am 22 Juli 2020, wurde von mir dem Bezirksamt mitgeteilt, sodass bis zur Übergabe der Garten noch in meinem Besitz war.
Trotzdem weigerte sich zunächst der zuständige Beamte ein Übergabeprotokoll nach Besichtigung zu erteilen. Er wollte sich nicht einmal den Garten ansehen, sondern alle sollten sofort hinaus. Es fände eine “Übernahme des Bezirksamtes“ statt.
Letztendlich kümmerte sich die Polizei, die von ihm selbst gerufen wurde, um eine ordnungsgemäße Übergabe.
Die weiteren unschönen Begleiterscheinungen werde ich hier nicht noch einmal in meine Erinnerung rufen.
Ich kritisiere das Verhalten der Verantwortlichen im Bezirksamt, die, wenige Tage nach freiwilliger Zustimmung der Berliner Bezirksbürgermeister zukünftig auch solche von der Zivilbevölkerung erschaffene Gärten für die Gemeinschaft zu sichern, dafür sorgten, dass ein solch wertvoller Garten zerstört werden musste.
Es hat sich gezeigt, dass es notwendig ist, unsere demokratischen Strukturen zu verbessern, um mehr Transparenz und Beteiligung der Bürger möglich zu machen und es nicht mehr so einfach ist, persönliche Machtinteressen der politisch Gewählten in den Vordergrund zu stellen.
Das ist im Falle der “Weißen Rose“ dadurch geschehen, dass der zunächst mehrheitliche politische Wille der Bezirksverordnetenversammlung von Spandau den Garten als Permakultur -Bildungseinrichtung zu erhalten, nicht respektiert wurde.
Nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Ich schließe mich weiterhin den vielen Menschen weltweit an, die verstanden haben, dass wir nicht “die Natur verteidigen, sondern dass wir die Natur sind, die sich verteidigt“.
Dazu als Einstieg ein kleines Video über “degroth“ im Zusammenhang mit dem lateinamerikanischen “buen vivir“ :